Wenn Du schwer Nein sagen kannst


Daran erkennst Du, dass es Dir schwer fällt Nein zu sagen:

• Es zieht sich etwas in Dir zusammen, wenn Du nein sagst: vielleicht spürst Du eine Enge oder einen Schmerz in der Brust.
• Du verspürst keine innerliche Freiheit.
• Du hast Angst, dass Dich der Andere nicht mehr mag, wenn Du nein sagst.
• Du fängst anschließend an und machst Dir viele Gedanken: wie wohl der andere es aufgenommen hast, wie es ihm dabei geht?
• Du fühlst Dich gemein und egoistisch.
• Du hast nein gesagt und fühlst Dich nachher schlecht: Du kannst Deine Entscheidung nicht genießen.







Nein sagen ist das Recht eines jeden Menschen, wenn im Außen etwas passiert, was sich für ihn nicht richtig anfühlt. Durch ein aufrichtiges Nein werden die eigenen Grenzen verteidigt und für sich selber eingestanden.
Doch was sich so leicht anhört, ist für viele Menschen oft sehr schwer, aus mindestens zwei Gründen:
zuerst müssen sie erstmals spüren was sich für sie richtig und was falsch anfühlt und zweitens müssen sie die Fähigkeiten haben, bei sich zu bleiben, d.h. mit dem Nein im Reinen zu sein, unabhängig von der Reaktion der anderen. Denn für die Anderen kann das Nein nicht gemütlich sein und zu einem Widerstand führen.

Beides hat mit dem Spüren des eigenen Körpers im wahrsten Sinne des Wortes zu tun. Denn je mehr der eigene Körper gespürt wird, desto mehr wissen wir was gut und was schlecht für uns ist. Das fühlt sich natürlich an und ist kein stundenlanger kognitiver Entscheidungsprozess.
Außerdem erlaubt das Spüren uns von der Meinung der anderen abzugrenzen und für uns selber einzustehen, ohne Angst, dass wir etwas falsch gemacht haben und nicht mehr in Ordnung sind.

Auch das hat vieles mit Entwicklungstraumata zu tun:
wie bereits erwähnt, lernen wir als Kind die Welt durch unserer Sinne kennen: durch das Fühlen, das Sehen, das Hören usw. Je mehr uns durch unserer Außenwelt erlaubt wird, dies zu tun, desto besser haben wir Kontakt zu uns selber, zu unserem Körper. Je mehr uns das Gefühlt vermittelt wird, das wir das nicht dürfen und so nicht sein sollen, desto mehr kapseln wir uns von unserem Körper ab, denn in diesem Moment der Zurückweisung spüren wir einen körperlichen Schmerz, den wir als kleines Wesen nicht einordnen können.
Wut ist essenziell um Grenzen setzen zu können und das wird in der Autonomiephase gelernt: bekommt ein Kind nicht das, was es möchte, reagiert es mit Trotz und Wut und das ist gut so! Denn es steht für sich ein und verteigt sein "Revier". Wird das von den Bezugspersonen nicht akzeptiert, was leider oft der Fall ist, weil viele noch keinen gesunden Umgang mit dem so notwendigen Gefühl Wut gefunden haben, versteht das Kind, das Wut schlecht ist und es nicht sein darf.
Und doch ist Wut sehr wichtig um seine Grenzen zu verteidigen und Nein sagen zu lernen.

Den eigenen Körper mehr und mehr, spüren, seine Grenzen, die Wut auf eine gesunde Art zum Ausdruck zu bringen, kann auch im Erwachsenenalter nachgelernt werden: mit Geduld und Übung.